Land der Sensorik

2022-10-22 21:24:31 By : Mr. Jack Wang

Sie messen auftretende Kräfte im Crash-Test, sie überprüfen den Druck im Biertank, sie scannen Koffer am Flughafen: Die Rede ist von Schweizer Sensortechnik. Wenig bekannt ist: Die Schweiz strotzt nur so vor führenden Sensorik-Herstellern. Ein kurzer, keinesfalls vollständiger Überblick über das Land der Sensorik.

Die Schweiz ist weltbekannt für ihre Uhren, ihre Schokolade, ihren Käse oder ihre Banken. Sie alle geniessen weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Aber auch abseits dieser bekannten Güter sind die Eidgenossen in der Weltspitze angesiedelt, beispielsweise in der Sensorik. In kaum einem anderen Land ist die Dichte an herausragenden Herstellern so hoch wie hierzulande. Insbesondere den Osten des Landes könnte man schon fast als Sensorik-Mekka bezeichnen.

In Winterthur, dem Tor zur Ostschweiz, sind gleich mehrere führende Sensorik-Anbieter ansässig. Beispielsweise die Firma Kistler, Anbieter im Bereich der dynamischen Messtechnik zur Erfassung von Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung.

Die Basis für das erfolgreiche Unternehmen wurde bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) gelegt. Mitte der 1940er tüftelten dort zwei junge, hochtalentierte Ingenieure an Motoren und Messsystemen: Walter P. Kistler und Hans Conrad Sonderegger. Dort legten die beiden den Grundstein für die spätere, einzigartige Kistler-Sensortechnologie, die piezoelektrische Messtechnik. Der piezoelektrische Effekt wurde zwar bereits 1880 durch Pierre und Jacques Curie entdeckt. Doch erst die Erfindung des Ladungsverstärkers (Ladungs-­Spannungs-Wandler) 1950 durch Walter P. Kistler brachte den endgültigen Durchbruch für eine breitere Anwendung.

Der Rest ist schon fast geschichtsreif. Der erste Miniatur-Drucksensor, vorgestellt im Jahre 1958, entwickelt sich rasant zu einer festen Grösse in der dynamischen Messtechnik. Das Bauprinzip wird auch heute noch für zahlreiche Drucksensoren verwendet. Der Erfolg spricht für sich. Dank jahrzehntelangem Wachstum und Erfolg besitzt Kistler heute 60 Niederlassungen auf der ganzen Welt mit über 2000 Mitarbeitenden. Auch heute ist das Unternehmen noch in Familienbesitz und wird von Rolf Sonderegger geleitet.

Wie ein Piezo-Kraftsensor bei der Werkzeugüberwachung hilft

Ein anderes Ostschweizer Genie ist verantwortlich für eine weitere Erfolgsgeschichte in Winterthur – und auch hier hat die Firma Kistler ihre Finger im Spiel, zumindest ein wenig. Der St. Galler Physiker Hannes W. Keller erhält nach seinem ETH-Studium eine Stelle bei Kistler und wechselt später zum Technologiekonzern Honey­well in die USA. Dort gelingt ihm mit der integrierten Silizium-Zelle eine bahnbrechende Erfindung in der Druckmesstechnik. Da seine Chefs aber nicht an seine Erfindung glauben, gründet Keller zurück in der Schweiz 1974 sein eigenes Unternehmen: die Keller AG für Druckmesstechnik. Das Unternehmen entwickelt sich prächtig. Heute beschäftigt Keller über 450 Mitarbeiter und stellt über eine Million Druckmesszellen pro Jahr her. Auch die Keller AG befindet sich nach wie vor in Familien­besitz und wird von den beiden Söhnen Tobias und Michael Keller geführt.

Digitales Sauerstoffventil auf dem Weg in die Zukunft

Wir bleiben in der Ostschweiz, genauer gesagt in Frauenfeld. Hier legte Herbert Baumer 1952 in angemieteten Räumen einer ehemaligen Schuhfabrik den Grundstein für die heute weltbekannte Baumer Group. Zu den ersten Produkten gehörten Microschalter für die Überwachung und Steuerung elektrisch gesteuerter Fertigungsabläufe. 1962 stieg Helmut Vietze ins mittlerweile 10 Mann grosse Unternehmen ein, zwei Jahre später übernahm er infolge des Ablebens von Herbert Baumer die Geschäftsführung. Bereits kurze Zeit später, 1966, bringt das Unternehmen den Mess- und Steuerungsschalter auf den Markt. Dieser bildet die Grundlage für alle weiteren Erfolge der Frauenfelder. 1970 erfolgt der Bau eines eigenen Gebäudes an der Hummel­strasse, welches auch heute noch Hauptsitz der Gruppe mit 38 Niederlassungen in 19 Ländern ist. Das Unternehmen wird seit 2007 von Oliver Vietze geleitet und ist damit auch nach fast 70 Jahren weiter in Familienbesitz.

Interview mit dem Baumer-CEO Oliver Vietze

«Industrie 4.0 beginnt mit dem Sensor»

Ein vergleichsweise noch junges, aber nicht minder erfolgreiches Unternehmen ist die Sensirion AG. Diese wurde 1988 als ETH-Spin-off von Moritz Lechner und Felix Mayer gegründet und gehört zu den führenden Herstellern digitaler Mikrosensoren und -systemen. Das in Stäfa ansässige Unternehmen beschäftigt mittlerweile Mitarbeitende in den USA, Südkorea, Japan, China, Taiwan sowie Deutschland. Als wichtigster Meilenstein der Firmengeschichte gilt wohl die Entwicklung der patentierten CMOSens-Technologie. Diese ermöglicht eine intelligente Systemintegration von Sensorelement, Logik, Kalibrierungsdaten und einer digitalen Schnittstelle auf einem einzigen Chip.

Durchflusssensoren für Beatmungsgeräte

Zu den absolut führenden Schweizer Mess­instrumente-Herstellern muss man wohl auch Endress + Hauser zählen, auch wenn das Unternehmen genau genommen 1953 in Lörrach gegründet wurde. Die Initianten: der damals 29 Jahre junge Schweizer Ingenieur Georg H. Endress und der 58-jährige deutsche Banker Ludwig Hauser. Das ungleiche Paar ergänzte sich aller Widersprüche zum Trotz glänzend und führte das Unternehmen in erfolgreiche Zeiten, die bis heute anhalten. Hauptsitz der Endress + Hauser Gruppe ist das schweizerische Reinach. Fast 14 000 Mitarbeiter auf allen Kontinenten sind für das Familienunternehmen tätig und erwirtschaften zusammen einen Umsatz von fast 2,5 Milliarden Euro.

Innovative Sensor Technology aus Ebnat-Kappel hält, was sein Name verspricht. Seit der Gründung 1991 machen die Ostschweizer nämlich genau das, sie stellen innovative Sensoren mit herausragender Technologie her. Das machten sie so erfolgreich, dass die Firma 2005 durch die Endress+Hauser Gruppe übernommen wurde. Dies gleicht einer Art Ritterschlag in der Sensorikbranche. Auch heute läuft das Geschäft mit den innovativen Sensoren bestens, so dass im vergangenen Jahr der neue Anbau mit Produktion in Betrieb genommen werden konnte, um die grosse Nachfrage zu bedienen.

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Die Liste innovativer Schweizer Sensor-Hersteller könnte noch fast beliebig erweitert werden. Beispielsweise mit der zur Angst + Pfister gehörenden Pewatron AG, oder den Westschweizer Sensorspezialisten von Contrinex, der Elag AG, STS aus Sirnach und so weiter. Auch sie gehören zu den weltweit absolut führenden Anbietern im Bereich der Sensorik. Abschliessend kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Schweiz in Sachen Sensorik absolute Weltklasse zu bieten hat, auch wenn sie nicht den gleich berühmten Ruf hat wie die Schokolade, Käse und Uhren. SMM

Kistler Gruppe: Weltmarktführer in der dynamischen Messtechnik

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